Die
„60er
Jahre“?
Der Wandel der Alltagskultur, die Gestaltung und
die Kunst.
Was bedeutet unsere übliche Rede von „den
Sechzigern“? Was sind
zentrale Aspekte der Kultur- und Kunstgeschichte
dieses
Zeitraums. Beispielsweise wurden offenere Lebens-
und
Wohngemeinschaften
erprobt, die nicht nur Veränder- ungen in den
menschlichen
Beziehungen
sondern auch einen bewußteren Umgang mit den
Dingen durch neue
Ein- richtungsstile zur Folge hatten. Die
Erfindung von Stereoan lagen
ermöglichte das intensivere Hörerlebnis
des „sounds“
(Beatles, Rolling Stones, etc.). Die Ausweitung
des Massenkonsums hatte
verdichtete Einkaufszonen in den Städten zur
Folge.
In der Kunst etablieren sich neue Formen des
ästhetischen Ausdrucks mit
industriellen Dingen und „Abfall“. Ein Bild- hauer
wie Joseph Beuys
veränderte schließlich sein Selbst-
verständnis hin zum
politischen
Künstler und der Arbeit an der Gesellschaft
als „sozialer
Plastik“. Gleichzeitig wird die Erfahrung der
Geschlechterrollen von
den
Protagonistinnen der entstehenden Frauenbewegung
aufgeworfen.
Die erste Phase
der
“70er” versuchte zu vollenden, was die 60er
Jahre an kühnen
Projekten erdacht hatte. Neue Tech- nologien
erfassten nahezu alle
Lebensbereiche und ver- stärkten den
Glauben an die Zukunft. In
der
zweiten Phase wurde Zuflucht im Bekannten
gesucht; von den großen
Träumen war nicht viel geblieben. So schlug
ab 1974 der Pendel in
die andere Richtung aus: Retro und Nostalgie!
Zum ersten Mal
nach dem
Krieg gab es einen Retro-Look.
Mode, Film und Pop entdeckten die 20er und 50er
Jahre. Die
Geburtsstunde des Rock’n Roll wurde wieder
interessant und zeigte sich
um 1976 /
77 in Punk und New Wave.
Die 70er befanden sich in einer
Entscheidungskrise zwischen
sozialutopischen Hoffnungen und Umweltkrisen,
zwischen
Machbarkeitsträumen und Endzeitberechnung.
Kunst
Die
Kunst
der 70er Jahre war zu großen Teilen eine
Weiterführung
früherer Stile. So zum Beispiel von
Pop-Art, Op-Art, Happenings
und Minimal Art.
Aber auch neue Stilrichtungen tauchten auf: Der
Foto- realismus war
Ende der 60er Jahre in New York entstanden und
erreichte seinen
Höhepunkt in den Siebzigern. Bekannte
Vertreter sind Ralph Goings,
Duane Hanson und Gerhard Richter. Der
Fotorealismus äußerte
sich sowohl in der Malerei wie auch in der
Plastik.
Ebenfalls neu war die spontane Malerei, die sich
von den realistischen
Tendenzen und dem Abstrakten nicht beeindrucken
ließ. Sie
zeichnete sich durch eine expressive Farb- und
Formensprache aus und
entsprang einer emotionalen Spontaneität.
Vertreter der spontanen
Malerei sind Maria Lassnig, Max Weiler und
Hubert Schmalix.
In Deutschland tauchten in den 70er Jahren die
«Neuen
Wilden» auf. Sie malten unbefangen und
ohne tiefgreifende
geistige Konzepte. Der Name entstand in
Anlehnung an den
«Fauvismus». Vorbereitet wurde diese
Entwicklung bereits
von Georg Baselitz, der die jungen Maler
beeinflusste.
Was man auf keinen Fall vergessen sollte, sind
die Seh-Moden-Macher,
die Guck-Revolutionäre, die modernen
Porträtisten und
Überhöher des Schönen, die
Körper-Modisten, die
neue Frauen- und Männerbilder schufen. Es
geht um Fotografen, denn
sie operierten mit Details und Dessous, dass es
schon in den 70ern eine
wahre Freude war! Sie waren der Untergang der
Schriftsteller und
Au- toren, der schreibenden Journalisten und
Berichterstatter, denn sie
lieferten die Schokolade, von der die
Magazinleser als erstes
schleckten, ehe sie sich dann bequemten, den
Text zu lesen.
Fotografen dominierten und verführten,
inspirierten und
echauffierten, begeisterten und bewiesen uns
allen, dass man nicht an
ihnen vorbei kommt.
Gestorben und unvergessen
1970:
Jimmy Hendrix, Charles des Gaulle, Erich M.
Remarque, Jochen Rindt
1971:
Igor Stravinsky, Coco Chanel, Louis Armstrong,
Georg von Opel
1972:
Herzog von Windsor, Friedrich Flick, Heinrich
Lübke, Maurice
Chevalier
1973:
Walter Ulbricht, Pablo Picasso, Luis Carrero
Blanco
1974:
Erich Kästner, Charles Lindbergh, Samuel
Goldwyn, “Duke”
Ellington, Charles Lindbergh
1975:
Feisal, Josephine Baker, Aristoteles Onassis,
Haile Selassie, Therese
Giehse
1976:
Sepp Auburger, Gustav Heinemann, Agatha Christie,
Mao Tse-Tung, Howard
Hughes, Max Ernst, Eugen Roth, Julius
Döpfner, Paul Getty, Gottlob
Bauknecht, Ulrike Meinhof
1977:
Hans-Martin Schleyer, Bing Crosby, Ludwig Erhard,
Wernher von Braun,
Maria Callas, Charlie Chaplin, Elvis Presley, Sepp
Herberger, G.
Schickedanz
1978:
Aldo Moro, Papst - Paul VI., Pabst – Johannes Paul
I. (bürgerlich
Albino Luciani), W. Messerschmidt
1979:
Rudi Dutschke, Peter Frankenfeld, Heinz Erhardt,
John Wayne, Conrad N.
Hilton, Nelson Rockefeller, Barbara Hutton
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Macht Kaputt - Was
Euch
Kaputt macht
Marx, Lenin, Che Guevara und Ho Chi Minh
waren ihre
Helden. Sie wollten die Welt verändern.
Sie wollten eine
Gesellschaft ohne Zwang und Autoritäten.
Sie wollten Gleichheit,
Gerechtigkeit und Frieden. Die "APO-Opas" von
einst sind längst in
der Realität und in der Gesellschaft
angekommen. Sie sind heute in
vielen gesellschaftlichen und kulturellen
Bereichen tonangebend. Mit
ihren Zielen von damals - der Schaffung einer
neuen politischen
Ordnung, der Verwirklichung sozialistischer
Utopien - sind sie
gescheitert. Aber sie gaben den Anstoß
zu einer grundlegenden
Erneuerung der politischen wie der
Alltags-Kultur. War die
Bundesrepublik Anfang des Jahrzehnts noch
geprägt durch den
autoritären Politikstil Konrad Adenauers,
so stand am Ende Willy
Brandts Aufruf und Versprechen: "Wir wollen
mehr Demokratie wagen!"
Wurde zunächst die Nazivergangenheit
vieler bundesdeutscher
Politiker noch totgeschwiegen, so begann
allmählich die
Beschäftigung mit der jüngsten
deutschen Geschichte. Die Apo
hat das Westdeutschland der Nachkriegszeit
verändert wie keine
andere Bewegung. An die "wilden 60er Jahre"
erinnern sich in "Macht
kaputt, was euch kaputt macht" ehemalige
APO-Aktivisten, aber auch ihre
Kritiker von damals.
- 1967 -
Vietnamkongress in Berlin: Ho Chi Minh
wurde zum
Idol
- 1967 - Rudi
Dutschke:
Anführer der Studentenbewegung
Von der deutschen Jugend '67 war keine
Revolution zu erwarten. 70% aller
14-24-jährigen fanden ihr
höchstes Glück in einem guten
Familienleben. In den
Universitätsstädten verlief 1964 das
Studentenleben noch
brav.
Aber schon 1964 - überfüllte
Hörsäale: Die Rektoren
überlegten die Zulassungszahl zu
reglementieren.
Der Summer of Love war längst Geschichte
doch der
Geist von Woodstock war nach wie vor lebendig und
die Hippiebewegung
prägte, unter anderem, noch die ersten Jahre
dieses aufregenden
Jahrzehnts. Die 70er Jahre - musikalisch dominiert
von Disco Musik und
dem in England aufkommenden Punk, waren auch in
modischer Hinsicht
herausragend. Glitzernde
Discooutfits, Langhaar-frisuren, Plateauschuhe,
Schlaghosen und grüne
Parker
gepaart mit Sex, Drugs
and Rock and Roll, verkörperten
nicht nur ein
Lebensgefühl, sondern sollten für
zukünftige
Generationen, auf lange Zeit hinaus, das Bild der
“wilden Siebziger”
prägen.
Damals waren Lava Lampen, Blümchentapeten
und
Bonanzaräder der letzte Schrei und im Zuge
der Retro-Welle,
erfreuten diese Dinge sich ,auch 30 Jahre danach,
wieder großer
Beliebtheit.
Politisch war diese Ära leider geprägt
von
unschönen Ereignissen, wie etwa: dem “Kalten
Krieg”, Vietnam, der
Ölkrise und dem Terror der RAF.
Die Umweltfrage hält Einzug ins Bewusstsein
der
Menschen und nicht nur alternative Lebensformen,
sondern auch die
Protestbewegung und der Wille zu politischen und
gesellschaftlichen
Veränderungen bestimmen den Zeitgeist. Am
Ende dieser Entwicklung
stehen “die Grünen”, die dann Anfang der
80er, die politische
Landschaft, in Deutschland, grundlegend
verändern sollten.
Die MONDLANDUNG
- Wir
waren dabei!
Und damit wir auch
diesen Teil abgedeckt
haben:
Erinnern Sie sich
an den
Sommer 1970
Sie können ja
mal
versuchen die Namen zusammen zu bekommen!
Unterwegs
in
Dressendorf
im
Landkreis
Bayreuth
Stimmungskanone Mike Krüger
Foto von Otto Pilz,
Weidenberg
zur Verfügung gestellt von Irene Wunderlich
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